Sonntag, 1. Februar 2015

Ohne Fleiß kein Preis?

Fleiß. Fleißig sein. Wer ist denn wann fleißig und wer faul? Ich habe mir Gedanken gemacht. So als Mutter. Denn ich habe festgestellt, dass die Empfindungen im Bezug auf dieses Thema gaaaanz weit auseinander gehen.
Da haben wir die Mutter, die mit 2-3 Kindern im Kleinkindalter Vollzeit arbeiten geht und nebenbei Haushalt und Co managt. Sie bringt ihr Kind in die Musikschule oder zum Ballett , putzt und kocht nach Feierabend, geht in ihrer Mittagspause Post wegbringen oder in die Apotheke und widmet ihre Wochenenden der Familie und dem Einkaufen. Sie wird oft gefragt, wie sie das alles managt und dabei selbst nicht zu kurz kommt.Sie ist eben nicht faul, sie ist fleißig und gut organisiert. Auch wenn Sie hier und da mal etwas Hektik versprüht, ist sie immer recht guter Laune, sieht gut aus und hat auch noch Zeit dem Sohn sein Star Wars -Kostüm zu nähen und den Nachbarsjungen vom Sport abzuholen. Alles kein Problem. Sie ist einfach sehr fleißig. Sie gibt alles um alles gut zu machen und reißt sich wirklich den A**** für ihre Kinder, ihre Familie auf.
Neben ihr können andere Mütter kaum bestehen. Die halbtags Arbeitenden nicht und die gar nicht arbeitenden Mütter schon gar nicht. Aber nun frage ich mich ist das denn auch richtig so? Und warum sehen das denn so viele so? Oder sehen das die meisten etwas doch nicht so? Meiner Erfahrung nach machen Mütter die nebenbei Karriere machen oder Vollzeit arbeiten mächtig Eindruck auf ihr Umfeld und lösen in vielen Müttern die sie Umgeben Minderwertigkeitskomplexe aus. Warum denn nur? Ich möchte die Leistung jeder Mütter keineswegs schmälern, denn das ist eine grandiose und zweifellos fleißige Leistung, ABER eben nicht jede strebt danach. Nicht jede Mutter ist finanziell darauf angewiesen voll zu arbeiten oder strebt nach der großen oder kleineren Karriere. Und das ist doch toll! Denn das Leben einer voll arbeitende Mutter ist voll von Entbehrungen und Verzicht, auf eigene Zeit und auf Zeit mit ihrer Familie, Zeit für ihre Kinder. Das heißt keineswegs das sie keine tolle Mama sein kann, aber es ist ja schon irgendwie ein Leben am Limit, sozusagen....vor allem wenn sie Kleinkinder hat. Aber ich glaube auch, dass diese Mütter sich an dieses Leben gewöhnen und es als gar nicht so stressig empfinden, doch ist ihr Leben bestimmt von zwei Wörtchen, die sie auch immer wieder benutzen: Keine Zeit!
Ich selbst arbeite 25 Wochenstunden und bin damit teilweise am Limit. Nun bin ich auch keine normale Mama sondern Pflegemama und mein Leben ist bestimmt von vielen Terminen rund ums Kind und das Jugendamt. An manchen Wochen bin ich am Limit, was aber auch mit den Besonderheiten unseres Löwenherzs zu tun hat. Trotzdem empfinde ich mich manchmal minderwertig und wenig belastbar gegenüber diesen Supermamas. Doch dann kommt mein Verstand und rückt mir meinen Kopf zurecht in dem er mir klar macht, dass es durchaus Mut erfordert klar zu äußern: Ich will nicht im ständigen Stress leben. Nicht falsch verstehen, Stress ist etwas sehr schlecht messbares, denn jeder empfindet das anders. Ich bin ein kreativer Mensch und meine Prioritäten liegen einfach anders. Ich brauche keine großen Reisen, keine großen Anschaffungen und  auch keinen besonderen Luxus. Ich mache gern selbst und genieße die Zeit die ich dafür habe. Und ich finde keiner, weder die eine noch die andere, sollte sich dafür schämen zu tun was sie liebt oder will so gut es ihr möglich ist. Fleißig ist nicht nur der, der sich vielleicht quält oder viel Zeit in seinem Job verbringt. Zu tun was man liebt, woran man Freude hat, hat durchaus auch etwas mit Fleiß zu tun. Oder? 

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Von der Distanz zur Nähe und wieder zurück

Ich bin zwar Kindergärtnerin und habe auch schon allerhand Erfahrung im Umgang mit Kindern, aber ein Kind zu Hause im eigenen Heim....das ist schon eine andere Sache.
Bei fast allen Wehwehchen kann man ja noch unseren Freund Google fragen, aber was ist mit der emotionalen Seite? Wir Frauen haben sicherlich gewisse Instinkte die uns da sehr hilfreich sind, aber zu einem "fremden" Kind besteht eben Anfangs noch eine gewisse Distanz. Man möchte nichts falsch machen, das zarte Band nicht gleich überfordern und sich selbst natürlich auch nicht. Außerdem ist es eben zunächst anders das Erbrochene einer 6 jährigen Fremden im eigenen Haus wegzumachen als das des Kindes das man seit es ein Baby ist liebt und begleitet.
Man hat am Anfang eine sehr romantische Vorstellung wie das so ist ein Pflegekind aufzunehmen. Es ist eben nicht so dass es bei einem einzieht und man liebt es und es liebt einen zurück. Neee! Das muss wachsen und man braucht den Willen und vor allem Offenheit mit der man dieser Beziehung gegenüberstehen muss. Scham spielt da eine große Rolle. Ich hatte Schwierigkeiten meine eigenen Schamgrenzen zu akzeptieren, denn ich wünschte mir doch immer einen offenen Umgang zu Hause. Einen Umgang bei dem es nicht schlimm ist wenn sich jemand die Haare kämmt während man daneben auf dem Klo sitzt um Pipi zu machen. Da hat sicher jeder seine eigenen Vorstellung von Offenheit. Man will so ein Kind ja auch nicht gleich überfordern. Ich musste mich z.B. sehr daran gewöhnen bei allen kleidungsfreien Aktivitäten die Tür (ab)- zu- schließen. Da kommen Fragen auf einen zu? Wie mache ich das im Schwimmbad? Das ist schon nicht so leicht....aber irgendwie haben wir das wohl hinbekommen in solchen Situationen immer eine Lösung zu finden und die Berührungsängste verschwinden mit der Zeit immer mehr, Der Vorteil bei uns ist natürlich, dass wir nicht wissen wie es ist ein eigenes Kind zu haben. Das Löwenherz ist einfach was sie ist, unser Kind, egal seit wann oder wie sie zu uns kam. Ich will nicht sagen es spielt keine Rolle, aber wir versuchen dem nicht allzu viel Bedeutung beizumessen.
Es gibt sicherlich unterschiedliche Auffassung zum Thema Pflegekind. Da sind die, denen es sehr wichtig ist eine fast schon berufliche Distanz zum Kind zu wahren. Vielleicht weil ein gewisses Risiko besteht das Kind aus irgendwelchen Gründen wieder zu verlieren. Ein gewisses Risiko fährt da sicherlich in jedem Pflegeverhältnis mit, aber davon lassen wir uns nicht beirren.
Natürlich gibt es auch noch die, die ein rein wirtschaftliches Interesse an einem Pflegeverhältnis haben, aber über die spreche ich hier nicht, denn ich hoffe inständig dass das die Wenigsten sind.
Und dann gibt es noch Familien wie uns, die ein Kind in ihrer Familie als vollwertiges Familienmitglied sehen und es als Kind in der Familie akzeptieren.
Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich habe mir auch sehr oft vorgenommen eine gewisse Distanz zu wahren.....pffft....nach der ersten überstandenen Krankheit ist diese Distanz fürn Popo. Dann bist du Mutter, weil du es sein musst, weil es das ist was ein Kind braucht.
Unser Band wächst, ihr Geruch der am Anfang noch fremd war ist es nicht mehr, er ist vertraut und er hat sich verändert. Sie riecht nun mehr nach fremd, sondern  nach unserem zu Hause.

Es gibt aber auch leider immer wieder Momente in denen die gerade gewonnene Nähe wieder zur Distanz wird. Dann wenn das Löwenherz Dinge tut die uns so fremd sind, ja fast schon unheimlich. Manchmal fehlt mir dann einfach das Verständnis, ich suche dann nach Erklärungen und finde sie nicht. Es ist immer dann wenn sie , wir nennen es, " ihre Muttersprache" spricht. Eine fremde Sprache, wir sprechen sie (noch) nicht fließend und haben dann natürlich Verständnisprobleme. Wenn sie zum Beispiel eine Fensterscheibe mit einem Stein bearbeitet hat oder mir die Brille von der Nase gehauen hat, oder schreit und ausflippt aber auch wenn sie einfach gedankenverloren den Esstisch zerkratzt oder die Katze fesselt, Dann herrscht oft große Ratlosigkeit und nicht immer gelingt es mir die Fassung zu behalten. Was mir dann passiert? Ich werde laut. Und danach fühle ich mich schlecht. Weiß ich doch, dass ich es nicht persönlich nehmen darf .....dass sie es nicht macht um einen von uns zu verletzen. Unsere Sprache, unser Leben mit unseren Regeln ist eben auch fremd und nicht einfach zu verstehen.

Astrid

Dienstag, 9. Dezember 2014

Hallo

mein Leben ist nicht gerade das was man ein konventionelles Familienleben nennen kann. Oder vielleicht doch? Im Grunde ist das gar nicht wichtig. 
Ich lebe zusammen mit meinem Freund, einem Hund , 2 Katzen und unserem Löwenherz, unserer (Pflege)Tochter, in einem kleinen Hexenhaus mit Garten. Wir leben auf dem Land. Ich bin Erzieherin und arbeite im Kindergarten. Aber im Hauptsächlichen ist unser Leben bestimmt vom 7jährigen Löwenherz. Sie raubt uns den letzten Nerv und schenkt uns unendlich viel Freude. Unser Leben ist seit dem ein einziger Moment, soviel passiert darin. Ich möchte hier mit dir teilen was in meinem Leben passiert, welche erzieherischen und emotionalen Hürden wir versuchen zu meistern und was mich und uns gerade beschäftigt. Wenn du willst tausche ich mich gerne aus und freue mich über jeglichen Beitrag zu meinen Beiträgen.

Wir versuchen eine grüne Familie zu sein. Wir geben uns Mühe so ökonomisch wie möglich zu leben. Also wenig wegzuschmeißen, vieles selbst zu machen und immer zu überlegen ob etwas gleich neu angeschafft werden muss, oder ob es vielleicht jemanden gibt der etwas abzugeben hat. Wir sind absolute Gegner unserer Wegwerfgesellschaft und versuchen dem etwas entgegen zu wirken. 
In unserem Garten bauen wir nach und nach immer mehr an und versuchen so ökologisch wie möglich zu leben. Dabei setzen wir uns kritisch mit allem auseinander und glauben nicht das Bio immer die bessere Variante ist, sondern das bewusste Einkaufen und Verwenden wertvoller Lebensmittel. Wichtig ist uns aber bei allem die Kirche im Dorf zu lassen und nicht zu übertreiben. 
Das Löwenherz erziehen wir auch in diesem Sinne, wertschätzend mit Sinn für die kleinen Dinge im Leben. 

Das Löwenherz ist wie gesagt 7 Jahre alt (fast 8) und kam vor etwas über einem Jahr zu uns. Wir sind in dieser Zeit eng zusammengewachsen und haben eine Menge hinter und auch vor uns.  Der Name Löwenherz steht für ihr starkes Herz, ihren starken Willen und ihren Lebensmut mit all ihren Schwächen klar zu kommen. Natürlich bringt sie ihre Geschichte mit sich, allerdings steht diese für uns nicht im Vordergrund, sondern ihr Leben im Hier und Jetzt. 
Ihr Lieblingsessen ist Linsensuppe. :-) Sie ist sehr quirlig und laut, oft nicht zu bändigen. Aber auch sehr liebevoll, fürsorglich und verschmust. Sie bringt uns oft an unsere Grenzen und auch darüber hinaus, jedoch lernen wir so viel über uns und das ist unglaublich wertvoll. 


Ich freue mich über die Möglichkeit Leid und Freude meines etwas verrückten Familienlebens zu teilen und hoffe auf einen Austausch und nette Menschen mit vielleicht ähnlichen Erfahrungen. 


 Astrid